Zugegeben, viele Freunde haben diese Vögel nicht. Eher muss man sie zu den Geächteten zählen, denn sie gelten als Nahrungskonkurrent. So wurden sie früher deshalb in vielen Ländern ausgerottet und sie wurden sogar bei ihrer Rückkehr als Fremdlinge bezeichnet. Jahrhunderte der Bekämpfung haben sie hinter sich, selbst Soldaten wurden im 19. Jahrhundert einmal gegen sie eingesetzt. Die Verfolgung im großen Stil ist keinesweg nur Geschichte. Im Jahre 2006 wurden im Anklamer Stadtbruch 6000 Vögel abgeschossen und das, als die Brutsaison noch nicht beendet war.
Das Fischer und Angler sie als Konkurenz betrachten, nimmt kaum Wunder. Diese geben die Höhe der Nahrungsaufnahme mit 500 Gramm pro Tag an, das würde fast 20 % des durchschnittlichen Körpergewichts entprechen. Wissenschaftler gehen dagegen nur von 150 gr. = 0,5 % aus. Im übrigen muß man auch bedenken, das die Beute des Kormorans keineswegs immer aus marktfähigen Speisefischen besteht.
Ich selbst habe diesen Vogel seit vielen Jahren beobachtet, was für einen Lübecker nicht schwer ist, denn wenn im Frühjahr die Heringe zum Laichen in die Untertrave strömen, finden sich tausende Kormorane zum alljährlichen Festmal ein. Im Frühjahr 2018 konnte ich aus sicherem Versteck schöne Portraits dieser Vögel im Prachtkleid mit der weißen Zeichnung an Schopf und Hals machen. Die spektakuläre Jagd, oft gemeinsam mit Möven, habe ich mehrmals gesehen, aber noch nie fotografieren können. Im Sommer des gleichen Jahres haben meine Frau Toni und ich die Kurische Nehrung in Litauen besucht. Dort, bei Juodkrante, dt. Schwarzort, findet man die größte Kormorankolonie Litauens. Diese hatte 2011 die Zahl von 3800 Paaren erreicht. Neuere Zahlen konnte ich im Internet nicht finden. Die ursprünglich ebenfalls dort nistenden Graureiher sind heute in der Minderheit und in Randbereiche der Kolonie verdrängt worden.
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