Die erste Reise des Jahres 2020 führte mich nach Nord-Norwegen auf die Insel Senja, süd-westlich von Tromsö. Sie gilt als ähnlich schön wie die Lofoten, liegt aber sehr viel nördlicher wie diese. Das schien mir als ein am Nordlicht sehr interessierten Fotograf doch sehr vorteilhaft. Die Anreise über Stockholm nach Tromsö verlief völlig normal, auf dem Flughafen Arlanda das übliche Gedränge, von irgendwelchen Einschränkungen keine Spur. Aber wir wissen ja inzwischen, das Schweden einen eigenen Weg gehen wollte. Auf dem Rückweg zehn Tage später über Oslo-Gardermoen war auch auf diesem Flughafen noch kaum was von der Coronakrise zu merken. Zu der Zeit hatte man fast überall noch nicht registriert, was auf die Menschheit durch diese Krise zukommen würde. Mir ging es nicht anders, Ich plante für den Herbst schon eine Sibirienreise, Es sollte als Flugreise zusammen mit meiner Frau nach Irkutsk an den Baikalsee gehen, um dort mindestens eine Woche die Herbstfärbung der Natur zu erleben. Die Rückfahrt sollte mit der sibirischen Eisenbahn nach Moskau mit Stops in Jekaterinburg und Kasan geschehen. Aber inzwischen hatte sich die Welt verändert, wie wir alle erleben mussten, da war nichts mehr mit Fernreisen. Ich habe noch nie einen so schönen Reiseplan „entsorgt“

Mein Aufenthalt auf Senja stand auch nicht unter dem glücklichsten Stern. Es lag zwar viel Schnee, aber In den zehn Tagen erlebte ich zweimal einen heftigen Wechsel zwischen Frost undTauwetter. Das wurde für mich gefährlich, denn meine Wohnung lag im ersten Stock mit einer freiliegenden Außentreppe. So war denn mein erster Einkauf Spikes für meine Stiefel. Es schneite viel und so sah ich schöne Winterlandschaften, aber mit Nordlichtfotografie war es nichts. Ich sah nur einmal eines als ich noch bei der Ankunft mit dem entladen meines Fahrzeugs beschäftigt war. Die Wolkenlücke war so klein, das die Zeit nicht reichte, um den Fotorucksack zu öffnen. Es gab aber auch „lichte Momente“ in den zehn Tagen, so das ich doch zu einigen schönen Winterbildern kam. Ein Highlight auf der insel Senja ist Tungeneset. Von hier aus kann man sehr schön die „Oxhörnan“ (Ochsenhörner) fotografieren, eine sehr markante Bergformation. Als ich dort war, herrschte ein heftiger Sturm, von dem sommerüblichen Touristenstrom war nichts zu spüren. Lediglich ein einziger Fotograf stand auf einem Platz, den der Seegang vom Schnee freigespült hatte. Wir unterhielten uns auf englisch und er warnte mich, zu nahe an die Brandung heran zu gehen, die Wellen würden zeitweise erheblich höher kommen. Diesen Rhythmus kannte ich, da ich nahe der Küste aufgewachsen bin. Er verließ mich bald und so konnte ich diesen Platz einnehmen und fotografierte intensiv mit verschiedenen Einstellungen. Als ich mich schließlich umdrehte, sah ich den Kollegen im Wasser schwimmen. Er war wahrscheinlich von einem verschneiten Felsen abgerutscht, seine Hilferufe habe ich in dem Sturm nicht gehört. Eine Rettung selbst mit Boot war an dieser felsigen Küste unmöglich. Er schaffte es aber unter Ausnutzung einer Querströmung etwa 100-150 Meter weiter das Ufer zu erreichen. Inzwischen waren weitere, jüngere Besucher gekommen, die besser helfen konnten als ich. Ihre Begleiterinnen meinten, das dieser Mann ungefähr zwanzig Minuten in diesem eiskalten Wasser gewesen wäre. Bald kamen Feuerwehr. Der nächste größere Ort ist ca. 40 km entfernt und fast zeitgleich kam ein Rettungshubschrauber. Ich hörte später, das er auch ein Gast aus Deutschland war, aber der Versuch, eine Kontaktadresse zu bekommen, scheiterte leider.

 

März 2020

 

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Die Corvid-19 Pandemie weitete sich im Sommer aus, der internationale Flugverkehr war fast zum Erliegen gekommen, so hieß es „kleine Brötchen backen“. Es blieb nur Schweden übrig, wo man bekanntlich eine andere Corona-Politik verfolgte. So reisten wir Anfang September über Puttgarden-Rödby und der Öresundbrücke nach Schweden. Auf der Fähre waren deutlich weniger Passagier als sonst, aber eine Maskenpflicht gab es nicht. Der Shop und das Restaurant waren geschlossen. Für den Rückweg am Ende der Reise nahmen wir die Fähre von Trelleborg nach Travemünde, Fahrzeit ca. neun Stunden. Trotzdem wir deutlich weniger Kilometer zu fahren hatten, war eine Zeitersparnis nicht gegeben.

Unser Besuch galt einem befreundeten Ehepaar. Der Mann ist ein Jugendfreund von mir seit fünfundfünfzig Jahren. Früher habe ich mit ihm und seinem Vater, einem Jägmästare (entspricht Forstmeister) viel gejagt, man kann sagen „soweit der Horizont reicht“. Ihr Sommerhaus war ein alter Torp, ein früherer Kleinbauernhof, der tief im Wald lag. Den letzten aktiven Torpare hier habe ich noch selbst mit erlebt. Er zog, wenn wir einen Elch geschossen hatten, diesen mit seinem Pferd aus dem Wald. Dieses Haus, in dem wir jetzt wohnten, lag so abseits, das man eine Infektionsgefahr für uns ausschließen konnte. Den nächsten Nachbarn in dreihundert Meter Entfernung sahen wir nur einmal vorbeifahren. Das nächste Dorf war schon viermal soweit entfernt. Es war auch in Schweden so wie überall: zuerst waren die Großstädte betroffen. Stockholm, Göteborg, Malmö So genossen wir eine Woche lang den schwedischen Herbst mit seinen Genüssen. Wir sammelten Kronsbeeren, Blaubeeren und Pfifferlinge. Dreißig Liter Kronsbeeren ernteten wir und kochten sie ein. Unsere zahlreichen Schweden-Besuche haben dazu geführt, das wir schwedische Essgewohnheiten angenommen haben: keine Fleischmahlzeit ohne „Lingon Sylt“ =Kronsbeer Gelee. Mein Freund war auch an den Vättern (See) gefahren und hatte dort eine Mahlzeit Krebse gekauft, eine typisch schwedische Delikatesse. Und auch unser Hund „Pelle“ genoss die Zeit, er liebt diesen Platz, seitdem er als Jährling das Glück hatte, einen verletzten Auerhahn zu erbeuten. Der hatte sich durch die das Grundstück versorgende Kraftleitung das Schultergelenk verletzt. Zwei Hektar Grundstück und nicht die Spur eines Zaunes, er hat es nie ausgenutzt.

 

September 2020

 

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Danach verbrachten wir noch eine Woche in Härjedalen, im südlichen Lappland. Schon öfter haben wir diese schöne Landschaft besucht. Hier gab es früher genauso eine Almwirtschaft wie in den Alpen. Man findet noch viele der alten Sennhütten, die liebevoll bewahrt werden. Dieses Mal stand uns das Ferienhaus eines entfernten Familienmitgliedes unserer Freunde zur Verfügung. Dieses stand in Bruksvallarna, das wie das benachbarte Funäsdalen zu den großen Skidörfern Schwedens gehört. Zu dieser Zeit war Nebensaison, aber sie wird hier auch gerne für lange Gebirgswanderungen genutzt. Man hat keine großen Menschenansammlungen zu befürchten. Viel Glück mit dem Wetter hatten wir nicht, auch die Herbstfärbung begann erst. Trotzdem werde ich euch meine Bilder dieser Landschaft zeigen.

 

September 2020

 

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Zum Schluß noch ein paar Bilder von einer früheren Reise nach Härjedalen. Im späten Frühjahr 1987 besuchte ich mit unserem zweiten Sohn Per Härjedalen um die kleine Herde Moschusochsen, die 1972 vom norwegischen Dovrefjell zugewandert waren, zu besuchen und zu fotografieren. Von Fjällnäs aus liefen wir auf Ski zum Vigelskaftet, einem Berg an der norwegischen Grenze. Dort stehen auch heute noch gerne die Moschusochsen. Ich war zuerst leicht im Vorteil, denn ich lief mit original Tegnäs Ski, das ist ein sehr langer (2,4 m) und breiter Ski. Diese werden speziell für Jäger im Winter, wenn tiefer Pulverschnee herscht, gebaut.Mit diesen Ski und einem Schneehemd hatte ich einmal im Revier meiner Freunde einen Auerhahn auf die typische schwedische Jagdart „toppskytte“, Baumwipfeljagd, erlegt, die Auerhähne sitzen im Winter gerne auf alten Kiefern und „nadeln“, fressen die Kiefernadeln. Sie werden dann meistens mit dem alten schwedischen Militärkaliber 6,5 x 55 auf weite Entfernung geschossen.

 

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Mein Sohn tat sich mit mit seinen modernen Langlaufski etwas schwerer, selbst wenn er meine Spur nutzte. Wir fanden die Moschusochsen und ich konnte sie gut fotografieren. Es war ein phantastisches Erlebnis, bei schönem Winterwetter über das schwedische Fjäll zu laufen.

 

März 1987